Letzte Woche fand in Stuttgart die HR-Messe Personal Süd statt. Dort habe ich in Vorbereitung meines Kapitels für das Gemeinschaftswerk „Praxishandbuch Social Media Recruiting“ (insgesamt 12 verschiedene Autoren, Buch erscheint voraussichtlich Dezember 2013 bei Springer Gabler) mit einigen Vertretern von Jobbörsen gesprochen und auch sonst noch ein paar Neuigkeiten aufgeschnappt.
Eines der Highlights war der gemeinsame Vortrag von StepStone.de und Google Deutschland: „Candidate Journey: Das Suchverhalten nach Jobs im Internet – Wie Sie passenden Kandidaten den Weg zu Ihrem Unternehmen weisen“. Dr. Sacha Knorr, Leiter Marketing bei StepStone.de und Dr. Sascha W. Krause, Industry Manager, Google Germany GmbH, gaben sehr interessante Einblicke ins und vor allem konkrete Zahlen zum Verhalten von Jobsuchern auf Google.
Hier stichwortartig die wichtigsten Daten:
- Die generische Jobsuche (d.h. mit auf die Jobsuche bezogenen allgemeinen Begriffen wie z.B. „Job“, „Stellenbörse“, etc.) auf Google wächst kontinuierlich seit 2009.
- Derzeit werden monatlich in Deutschland 68 Millionen Suchanfragen dieser Art gestellt.
- Der überwiegende Anteil (zw. 38-41 Prozent) der eingegebenen Suchwörter bezieht sich auf konkrete Brands oder Marken wie beispielsweise Namen von bestimmten Jobportalen oder soziale Netzwerke (absolute Zahlen, also alle Anfragen).
- Die häufigsten Suchen werden über Desktop-PCs getätigt, gefolgt von Smartphones und Tablets. Letztere erfahren übrigens ein sehr starkes Wachstum, was sich in Zukunft noch verstärken wird, da der Absatz an Tablet-PCs spätestens 2016 den der Desktop-PCs überholen wird.
- Jetzt wird’s spannend: Google hat die Suchanfragen in drei Cluster zusammengefasst und betonte, dass die Jobsucher mit den jeweiligen Clustern eine bestimmte Suchabsicht verfolgten –
1. Bundesagentur für Arbeit / Metacrawler (wie z.B. Jobsuchmaschinen) für so genannte „blue-collar-Jobs“ –> Gemeinsamkeit ist vermutlich die große Anzahl an Jobs, die auch Blue Collar Jobs enthalten (Anm. des Google-Spezialisten)
2. Stellenbörsen für „white-collar-Jobs“ –> Gemeinsamkeit ist vermutlich die Fokussierung auf „white-collar-Jobs“ (Anm. des Google-Spezialisten)
3. Networks ebenfalls für „white-collar-Jobs“ –> Networks werden tendenziell eher in der White Collar-Ecke verortet (Anm. des Google-Spezialisten) - Das Suchvolumen nach den großen, bekannten Stellenbörsen und der BA ist jeweils deutlich höher als das nach den einschlägigen, karriere-orientierten sozialen Netzwerken wie z.B. XING oder LinkedIn. Letztere liegen dem Volumen nach eher in der Größenordnung der kleineren und spezialisierten Jobbörsen. Bei den von Google ausgewerteten Zahlen handelt es sich um Daten, bei denen der Bezug zu „Job“ und „Karriere“ hergestellt ist.
Wirklich tolle Zahlen!
Fazit und meine Interpretationen dieser Zahlen:
- Die Suche nach einem neuen Job beginnt auf Google, vor allem seit Beginn der Finanzkrise.
- Jobbörsen-Branding ist wichtig – den Markennamen bekannt machen.
- Social Media Recruiting funktioniert nur wenig mit reinen Stellenanzeigen Schaltungen; Jobsucher gucken nicht aktiv bei sozialen Netzwerken nach Jobs. Daher sind diese eher für eine aktive Ansprache geeignet.
Weitere Interpretationen, Anmerkungen, Kommentare gerne gleich hier unten reintippen.
Spannende Zahlen. Und noch etwas spezifisches: 93% der Jobsuchenden nutzen bis zu 6 Jobbörsen gleichzeitig für die Stellensuche im Internet. Basis: Jobbörsen-Nutzer-Umfrage von http://www.crosspro-research.com mit über 20.000 Teilnehmern 2008-2013.
Guter Bericht.
Auch unsere Inboundquote von Unternehmen ist stetig gestiegen, da Personaler oft so suchen wie ein Bewerber.
Hallo Eva,
vielen Dank für die interessanten Insights. Leider konnte ich in Stuttgart nicht dabei sein und die Infos aus erster Hand erfahren. Zwei Anmerkungen habe ich:
1. Die Unterscheidung zwischen „blue collar“ und „white collar“ ist natürlich richtig. Aber ich glaube nicht, dass General Interest Portale überwiegend white collar Jobs haben – das würden sie sich wünschen!
2. Mich würden ja mal die Übertragung dieser Auswertung auf Special Interest Job Portale interessieren. Gibts dazu eine Auswertung?
Gruß
Marcel
Hallo Eva,
danke für die tollen Zahlen. Ja, Jobsuche beginnt oft auf Google. Aber auch wenn es (noch) kein Massending ist: Sie beginnt immer öfter auch in den Social Media Kanälen – über das gute alte Vitamin B und eben persönliche Netzwerke und wer kann auch schon über Social Media Reichweiten… Da kommt noch was auf uns zu.
Anne M. Schüller (Expertin für Loyalitätsmarketing) fragt in ihren Vorträgen: Wo ist ihr erster Kundenkontaktpunkt? (Falsche) Antworten sind immer wieder: Telefon, Gespräch, Angebot usw. Der sehr aufschlussreiche Beitrag von Eva Zils zeigt, dass die richtige Antwort in allen Bereichen (Bewerber = Kunde) mittlerweile: GOOGLE lautet.
Das sind wirklich sehr interessante Zahlen. Aber eine Sache ist mir besonders aufgefallen. Die Suchanfragen zu Marken mit immerhin zwischen 38% und 41% aller Anfragen. Da sieht man, wie wichtig die Markenbildung ist.